HATZL, T. & GEHLKEN, P.-L. (2004):
Roh- und Zuschlagstoffe in der Ziegelindustrie: Chancen und Risiken.


Der wirtschaftliche Erfolg von Ziegeleien beruht im wesentlichen auf dem „Wissen“ über das Brennverhalten ihrer Rohstoffe. Aus langjähriger Erfahrung haben sich die Unternehmen einen Schatz an Erfahrungswerten geschaffen. Das Anspruchsdenken der Kunden, die Rohstoffsituation und der technische Fortschritt erfordern aber immer häufiger noch umfassendere Kenntnisse über die Roh- und Zuschlagstoffe. Auch die immer strengeren Maßstäbe in Bezug auf Qualitäts- und Umweltmanagement stellen höhere Anforderungen an das System Ziegelrohstoff im Verarbeitungsprozess. Es ist daher das Anliegen der Referenten, ein entsprechendes Kontrollsystem anzubieten. Für jeden Rohstoff müssen die Kontrollparameter individuell bestimmt werden, da nur so die Potentiale der Rohstoffe voll ausgeschöpft und deren Verarbeitungsprozesse optimiert werden können. Nachdem die Grunddaten (Mineralogie, Chemie und physikalische Parameter) erfasst worden sind, kann ein individuelles Untersuchungsprogramm ausgearbeitet werden. Daraus lassen sich Toleranzbereiche der einzelnen Parameter bestimmen, innerhalb derer es zu keinen negativen Auswirkungen bei der Herstellung der Ziegelprodukte kommt. Für bestimmte Rohstofftypen werden sich besonders wichtige und kritische Parameter herauskristallisieren, die für die weitere Routinekontrolle ausreichen. Eine detaillierte Ausarbeitung eines individuell auf die eingesetzten Rohstoffe und Anlagen ausgerichteten Untersuchungs- und damit Qualitätsmanagementprogramms sollte in jeder Ziegelei eine kontinuierliche und nachhaltige Produktqualität sichern helfen.
An Hand von zwei Beispielen konnte aufgezeigt werden, dass zum einen ein zu hoher Quarzgehalt im Grundrohstoff zu deutlichen Rissbildungen (Kühlrisse im Bereich 573°C – „Quarzsprung“) in der Klinkerherstellung und zum anderen, über eine bis dahin nicht bekannte Brucitbeimengung (Mg(OH)2) in einem komplexen Zuschlagstoff, es zu frühen Schmelzbildungen mit der Folge von schwarzen Kernen in der Hintermauerziegelherstellung geführt hat. In beiden Fällen konnten die Probleme über detaillierte Rezepturanpassungen beseitigt werden.